Wie sollen wir mit den Tieren umgehen? Sollen wir sie hätscheln und pflegen wie manche ihre Pets, inklusive medizinischer Versorgung, wie sie einer Mehrheit der Menschen verwehrt bleibt? Oder sollen wir sie als Ressource unserer Ernährung betrachten: sie ökonomisch halten, möglichst viele auf möglichst wenig Raum, sie dorthin transportieren, wo sie am effizientesten industriell geschlachtet werden können?

Es geht um die Frage, welchen moralischen Status Tieren zukommt. Anderen Tieren, genau genommen, denn wir sind selber welche. Das wissen Buddhisten, die ein universales Mitempfinden mit allen Kreaturen anstreben. Und Hinduistinnen, die mit Tieren sorgsam umgehen, denn in ihnen könnte eine wiedergeborene menschliche Seele leben.

Bei uns hingegen sehen viele sie lediglich als Nahrungsquelle. Dazu beigetragen hat das römische Recht, die Grundlage unserer Gesetzgebung, das Tiere als Sachen betrachtet, als unser Eigentum. Und die christliche Tradition, der zufolge der Mensch, die Krone der Schöpfung, berufen ist, über alle Wesen zu herrschen. Denn Gott spricht: „Bevölkert die Erde, unterwerft sie euch.“ (Genesis, 1.28).

In dieser Tradition markiert der Jahrhundertsatz des englischen Philosophen Jeremy Bentham, publiziert im Revolutionsjahr 1789, einen Bruch. Unsere vermeintliche Erhabenheit über die Tiere erlaubt uns keineswegs, mit ihnen zu machen, was wir wollen. Denn „die Frage ist nicht ‚Können sie denken?‘ oder ‚Können sie reden?‘, sondern ‚Können sie leiden?‘“

Damit setzt Bentham ein neues Kriterium für moralisches Handeln. Nicht die Fähigkeiten eines Wesens – Vernunft, Sprache oder dergleichen – entscheiden darüber, wie wir es behandeln dürfen, sondern was es empfinden kann. Denn wenn es Schmerz fühlen kann, ist es ganz einfach unstatthaft, ihm diesen zuzufügen. Wenn es Freude erleben kann, warum soll sie ihm verweigert werden? Wem käme es in den Sinn, ein menschliches Wesen zu quälen – ausser einem Sadisten? Warum soll das für unsere Verwandten im Tierreich weniger gelten? Nicht die Speziesgrenze soll entscheiden, auf welche Wesen wir Rücksicht nehmen, sondern die „Sentience“, die Empfindungsfähigkeit.

Was folgt daraus für unseren Umgang mit Tieren, zum Beispiel was den Fleischkonsum angeht? Zweifellos sind viele unserer selbstverständlichen, aber rücksichtslosen Gepflogenheiten, mit den Tieren umzugehen, untolerierbar. Das heisst aber noch nicht, dass Sie sofort Vegetarierin werden müssen. Es gibt ja auch Nutztierhalter, die mit ihren Tieren rücksichtsvoll umgehen und sogar eine persönliche Beziehung zu ihnen aufbauen.

Wem käme es denn in den Sinn, ein Wesen zu quälen?

Vielmehr empfehle ich Ihnen zwei Regeln: Reduzieren Sie Ihren Fleischkonsum, zum Beispiel auf zwei Tage pro Woche. Damit tragen Sie bereits enorm viel bei, um die industrielle Tierhaltung einzuschränken und tierisches Leid zu minimieren. Und wenn Sie Fleisch kaufen, achten Sie darauf, dass es aus artgerechter Haltung stammt – auch wenn es etwas mehr kostet.

Ein Tipp für Führungskräfte? – Zunächst einer für Sie als Mensch. Aber nicht nur. Leader sind auch Opinion Leader: An Ihnen orientieren sich andere. Was Sie sagen und tun, färbt ab auf sie. Bleiben Sie im Gespräch mit ihnen, nicht nur über das Geschäftliche, auch über Ihre persönlichen Überzeugungen.

Download als PDF