Stimmt denn das? fragen Sie vielleicht. Dann gäbe es ja nichts ausserhalb der Sprache. Lässt sich wirklich alles, was es gibt, in Worten sagen? Viele Menschen behaupten das Gegenteil. Sie führen ihre subjektiven Gefühle ins Feld, ihr vielschichtiges und ganz persönliches Erleben oder ihr „Bauchgefühl“ – das alles könne die Sprache nicht wirklich ausdrücken.
Wittgenstein stimmt zu: „Es gibt allerdings das Unaussprechliche.“ Aber: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“, wie der letzte Satz des „Tractatus-logico-philosophicus“ (1921) lautet. Die Sprache kann lediglich die Welt abbilden – der Autor definiert diese als „die Gesamtheit der Tatsachen“ – und nichts, was darüber hinausgeht. Wittgenstein glaubt mit seinem Werk die philosophischen „Probleme im Wesentlichen endgültig gelöst zu haben“.
Doch das Rätsel der Sprache lässt ihn nicht los. Einwände gegen den Tractatus beschleichen ihn. Wir verwenden die Sprache ja nicht nur, um Sachverhalte zu beschreiben. Wir erklären, appellieren, erzählen, versprechen, befehlen, bitten, spotten.
Wir handeln, indem wir sprechen.
Sprechen ist Handeln.
Und wir reden nicht nur, wir handeln auch: Wir spielen, arbeiten und vergnügen uns. Auch das gehört zur Welt. Dabei ist meist beides miteinander verbunden: Die Sprache ist verflochten mit unseren Handlungen, eingewoben in die Situationen unseres Alltags. Diese vielfältigen Verbindungen von sprachlichem und nichtsprachlichem Handeln nennt Wittgenstein „Sprachspiele“.
Diese fundamentale Einsicht bestimmt Wittgensteins zweites Hauptwerk, die „Philosophischen Untersuchungen“ (1953). Sie revidieren seine frühe Philosophie und zeigen, wie vielfältig wir sprachlich handeln. Beschreiben ist nur eine Möglichkeit, und nicht einmal eine besonders häufige. Das Wesen der Sprache liegt vielmehr darin, dass wir etwas tun mit ihr. Wir handeln, indem wir sprechen. Sprechen ist Handeln.
Diese Erkenntnis wirft ein neues Licht auf die Führung. Leader handeln ganz spezifisch mit Sprache. Ihre Aufgabe ist in überragendem Ausmass eine sprachliche. Sie kommen nicht umhin, Menschen zu fördern und zu fordern, etwas zu erklären, sie zusammenzuführen, zu begeistern oder Stellung zu beziehen.
Solche typischen Sprachspiele der Führung, denen Leader nicht ausweichen können, trennen die Spreu vom Weizen. Hier bewähren sich echte Leader. Erfolgreiche Führung von Menschen beruht hauptsächlich auf dem gekonnten Umgang mit der Sprache. Überzeugende Leader gehen bewusst und sorgfältig mit ihr um und setzen diese wertvolle Ressource für die Menschenführung gezielt ein.
Mein neues Buch „Führen durch Sprache. Leadership und die Macht der Worte“ zeigt dies in zahlreichen Facetten und an konkreten Beispielen. Damit beleuchtet es Leadership nicht nur aus einer neuen Perspektive, derjenigen der Sprache, sondern lässt sich auch lesen als Handbuch der Führung.
Gerne lade ich Sie ein, mit mir die Leadership-Welt im Rolls-Royce der Sprache zu bereisen. Hier finden Sie das Werk als E-Book oder Softcover. Gute Reise.